Die Heimkehr
Nun ist er also gelaufen im TV, der Hessefilm.
Das Beste, was zu diesem Film gesagt werden kann, ist, dass er wahr ist. Er ist wahr im direkten Sinn, denn auch heute noch finden sich jene Muster und Spuren in Calw - im Alltag, in den Leben.
Es gibt zwar inzwischen auch die Aufgeschlosseneren, die „moderneren Menschen“, aber die müssen fast gesucht werden. Das Alte, der Pietismus, der Aberglaube, - sie sind noch auf das Heftigste gegenwärtig, und so auch die Lebensgeschichten.
Die Sündenbocksuche, das Abwälzen der eigenen Schattenseiten auf andere, das Projizieren der gehässigen Seiten auf andere, das alles ist vorhanden wie eh und je. Die Scheinheiligkeit feiert fröhliche Urstände, und die Schicksale daraus gewirkt lassen immer noch Menschen daran leiden, dass andere auf ihren alten, längst versteinerten Glaubensgesetzen beharren, die sie sich mangels anderer Art Geborgenheiten zurecht gelegt haben.
Wo der Pietismus fast ungehemmt sich austobt, da ist es eng - Hermann Hesse hatte recht damit, die Enge zu fliehen. Unter solcher Knute verröchelt die Neugier auf die Welt und was sie bewegt, wird die Kreativität schlicht abgetan und gemeuchelt, ist jede Art von Widersetzlichkeit dagegen ein Verbrechen.
Unter der Decke der Rechtschaffenheit alter Ordnungsgebilde gedeiht zwar auch so manche Abartigkeit, und es kommt immer noch darauf an, wer eine solche begeht und damit auffliegt. Die grossen Sünder, naja - die kleinen hängt man symbolisch immer noch.
Nein, wir haben im Moment zwar keinen notgeilen Bürgermeister mit saufender Ehefrau, aber in nicht allzu lange zurückliegender Vergangenheit gab es immerhin einen Kirchengemeinderat mit Kinderpornos, und andere Perversitäten. Im Müll, den manche wegräumen, finden sich dann schon mal eklige Hardcore-Filme, und andere Dinge die tief blicken lassen, wie es um manche Psychen bestellt ist.
Nein, bis auf die beklemmende Stimmung in den Gassen, - bis auf das altmodische Ambiente, hat sich nicht so viel geändert seit damals, als Hesse seine Geschichten schrieb.Mindestens ein Schicksal existiert - genauso fast und mit allem Umfeld dazu - wie in dem Film - und, es existiert heute, hier und jetzt in der sogenannten „Calwtown“.
Darum, und weil dieser Film eben deshalb gut gemacht ist mit allem Drum und Dran - auch und gerade gegen jene, die das nicht wahrhaben wollen:
Der Film ist wahr.
Hier und jetzt und heute ist er wahr, leider.
Trotzdem kann heute solchen Dingen eher ausgewichen werden als damals. Ob das eine gute Lösung ist für jene, die immer noch unter solchen Verhältnissen leiden, ist eine andere Frage.
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